Geschichte des Ortes
Unser Ort
Die Gemeinde Böbingen liegt zwischen Neustadt an der Weinstraße und Speyer -unweit einer alten Römerstraße zwischen dem Haardtgebirge und dem Rhein- inmitten einer von Bachläufen durchzogenen Ebene, dem Gäu.
Lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung Ende des 8. Jahrhunderts war das fruchtbare Land auf den niederen Höhenbrücken zwischen den Wiesentälern des Mühl- und Triefenbaches besiedelt. Aus fast jeder vorgeschichtlichen Epoche sind Funde bekannt. Schon aus dem Neolithikum, als mit den Völkergruppen der Bandkeramiker die ersten Ackerbauer über unsere Gemarkung zogen, sind Steinbeile sowie Bruchstücke eines Wetzsteins und einer Hammeraxt aus dem 4. Jahrtausend vor Christus überliefert. Ein bronzezeitliches Lappenbeil, eine Bestattung aus der Urnenfelderzeit und ganz besonders eine Grabhügelnekropole der Eisenzeit, die eine große keltische Mehrgehöftsiedlung im 6. bis 3. Jahrhundert vor Christus vermuten lässt, verweisen auf vorchristliche Siedlungen.
Von herausragender Bedeutung für die Wissenschaft ist ein römischer Bronzefund, der auf eine oder mehrere Wagenbestattungen aus dem frühen 2. Jh. n. Chr. hindeutet. Die dazugehörigen Grabbeigaben -Lampe, Kandelaber und der Pferde- und Wagenschmuck- lassen vermuten, dass es sich um das Grab eines thrakischen Offiziers handelt. Wenige Meter südöstlich befand sich der römische Gutshof von Gommersheim, der bis Anfang 5. Jh. n. Chr. bewohnt war.
Im Mittelalter war das fruchtbare Ackerland zunächst im Besitz der Klöster Lorsch, Weißenburg, Altenmünster, Sinsheim und Eußertal. Im Jahr 1100 stiftete der Speyerer Bischoff Johann I. mit seinem Böbinger Hofgut einen Teil des Zehnten an das Kloster Sinsheim, das diesen Besitz 1251 an die Speyerer Brüder Konrad und Heinrich, genannt Sterre (Stern) verkauft, deren Erben es mit Eußerthal tauschten.
In dieser Urkunde wird zum erstenmal eine Kirche erwähnt, die dem Heiligen Sebastian geweiht ist. Der andere Teil des Zehnten blieb Weißenburger Lehen und gehörte zur Herrschaft Schüpf, die nach 1276 an die Grafen von Zweibrücken verlehnt war. 1289 ging mit dem Böbinger Patronatsrecht auch dieser Teil des Zehnten an das Kloster Eußerthal über. Durch Verkauf oder Stiftung kamen Ländereien unter anderem an das St. German-Stift in Speyer, das Deidesheimer Spital, den Deutschen Ritterorden sowie den Johanniterorden. Die Ortsherrschaft hatten Anfang des 14. Jh. die Herren von Altdorf, seit dem 15. Jh. gehörte Böbingen zum kurpfälzischen Oberamt Germersheim.
Unter den Landbesitzern war ein Engelmann von Böbingen, Mitglied einer Adelsfamilie, die als Münzer und Hausgenossen zu der Speyerer Patrizierschicht zählten und dort im 14. und 15. Jh. die Bürgermeister stellte. Aus der Familie stammte auch eine Äbtissin des Klosters Heilbruck in Edenkoben.
Die Zeit des 30jährigen Krieges ging nicht spurlos an Böbingen vorbei. Nur wenige Familien überlebten im Ort. Nach 1650 siedelten sich viele Neubürger aus der Schweiz an und gemeinsam brachte man das Dorfleben und die Bewirtschaftung der Felder wieder in Gang. Ende des 17. Jh. wohnten wieder über 30 Familien im Dorf. Im 19. Jh. wuchs die Bevölkerung dann auf über 600 an. Neben dem Bewahren der Tradition zeigten Böbinger Landwirte immer ein Interesse für den Fortschritt. In Böbingen wurde ab 1886 die erste pfälzische Flurbereinigung durchgeführt. Eine 1893 gegründete Hohlglasfabrik, in der 60 Männer Arbeit fanden, hatte wegen mangelnder Verkehrsanbindung des Gäudorfes jedoch nur 5 Jahre Bestand. Die Haupteinnahmequelle der Bürger war und blieb die Landwirtschaft.
Seit Beginn des 20. Jh. entwickelte sich die Gemeinde allerdings zu einem "Musterdörfchen" im Bereich der Fleckviehzucht. Böbinger Zuchttiere erzielten Höchstpreise und erhielten bei Prämierungen höchste Auszeichnungen. Auch in der Milchwirtschaft erzielten die Böbinger Bauern überdurchschnittliche Ergebnisse. In den 50er Jahren bezeichnete man Böbingen deshalb -aber auch wegen seiner landschaftlich reizvollen Lage- als "Perle im Gäu". Heute ist Böbingen ein Dorf, das im Strukturwandel vom Bauerndorf zur ländlichen Wohngemeinde seinen Charakter bewahrt hat und den weitgehend außerhalb Beschäftigten Ruhe und Erholung bietet. Die Landwirtschaft wird heute noch in 11 Vollerwerbsbetrieben nach modernsten Gesichtspunkten weitergeführt ...